„Aber Schatz, ich schnarche doch garnicht..“


„ABER SCHATZ, ICH SCHNARCHE DOCH NICHT!“

WIE SIE DAS GANZE SIEHT:

„Schläfst du heute bei mir?“ – Wie hatte ich mich anfangs unserer Beziehung mit meinem liebsten Josef immer gefreut, wenn er diese Frage mit einem „Ja gerneeee!“ beantwortet hatte!

Fünf 5 Monate später, war mir klar geworden, wenn ich ein wichtiges geschäftliches Meeting, einen Auftritt oder Coachings am nächsten Tag hatte, war das eine Unmöglichkeit. Nämlich insofern, als dass ich „möglicherweise“ nicht ausgeschlafen sein würde. Und zwar nicht aufgrund des häufigen Übereinander-Herfallens in sexueller Hinsicht, nein, darum, weil mein liebster Josef schnarchte. Und nicht nur einfach so nebenbei schnarchte. Nein, er schnarchte in verschiedenen Tonlagen, Lautstärken und Geräuschvariationen, die mich an den Rand der unerträglichen Lärmbelästigungsgrenze brachten!

„Aber Schatz, ich schnarche doch nicht!“

Tja da wurde guter Rat teuer, denn wie brachte man einem Menschen bei, dass er schnarchte, obwohl er felsenfest glaubte, dass dies eine infame Lüge war? Also versuchte ich es mit „Ihn wecken und ihm liebevollst ins Ohr hauchen“: „Schatz du schnarchst!“ – „Ha! Jetzt hab ich dich aber erwischt! Ich habe nämlich noch gar nicht geschlafen. Ich habe nur zum Fenster hinaus geschaut!“ – Aha???

Beim ersten Mal, als er dies antwortete, fragte ich mich doch ernsthaft, ob ich mich getäuscht haben könnte? Als aber beim zweiten und dritten Mal wieder genau das Gleiche passierte, und ich aus Vorsicht vorher schon genauestens abgecheckt hatte, dass mein Liebster sehr wohl schlief, und eben nicht zum Fenster hinaus schaute, versuchte ich es mit einer List. „Und hast du auch das Feuerwehrauto gesehen? Die haben wohl neue Wagen?“ – „Ja das glaub ich auch!“ Jetzt hatte ich den Beweis! „Ach so? Und wie siehst du durch die geschlossenen Jalousien und die zugezogenen Vorhänge nach draußen?“ – „Genauso wie du!“ – „Aber ich habe ja gar nichts gesehen! Glaubst du mir jetzt endlich, dass du schnarchst?“ – „Nein Hilde, das kann nicht sein! Meine Exfrau hat immer gesagt: „Ich bin emanzipiert!, bei uns schnarche ICH!““

Was ich dann merkte, war, dass ich Woche für Woche immer öfter darauf verzichtete, die Frage, ob er denn bei mir schlafen wolle, überhaupt noch stellte. Und ich merkte zudem, dass ich, wenn wir die Nacht doch zusammen verbracht hatten, am Morgen immer wütender war. Denn dass mich ein Mensch die ganze Nacht lang lärmbelästigte, war eines. Dass er aber auch noch die Frechheit besaß, zu behaupten, ich würde unter Halluzinationen leiden! Das wurde mir eindeutig zu viel!

Und so fing ich eines Nachts an, sein Schnarchen als persönlichen Angriff gegen mich und meine Person zu nehmen. Er hatte mir den Krieg erklärt! Und so erklärte ich den Krieg zurück, indem ich darauf bestand, dass wir ab nun nur noch in getrennten Zimmern nächtigen würden!

Und dann geschah ein Wunder: Seitdem behauptet mein liebster Josef selbst, dass er schnarche, entschuldigt sich des Morgens dafür und nimmt mich jedesmal als Wiedergutmachung in seine Arme…

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: Sagst du einem Bauern, dass er schnarche, das geht gar überhaupt nie nicht! Beginnst du Konsequenzen zu ziehen, denkt er nach! Und inzwischen sorgt mein liebster Bauer schon so gut für mich, dass er sich jedes Mal abens nur für mich ins Taschentuch schneuzt, obwohl seine Nase eh schon „total frei“ gewesen war… Danke meinem geliebten Bauern!

IMG_0870

WIE ER DAS GANZE SIEHT:
Zeit meines Lebens bekam ich die Rückmeldungen, dass ich nicht schnarche, was bei meiner Erblast einem Wunder gleicht. Das zumindest so lange, so lange ich nicht mit meiner Allergie zu kämpfen hatte. In Zeiten der Allergie belästigte ich schon in der Schulzeit im Internat meine Mitbewohner mit Schnarchen. Da ich aber diese Allergie nach jahrelangem Kampf so gut wie überwunden hatte, waren dann nur noch die Nächte gefährlich, in denen ich stark verkühlt war, oder wenn der Blick ins Glas ein zu tiefer war.

Ja all das war einmal, offensichtlich änderte sich dieses mein Schnarchverhalten von einem Tag auf den Anderen. Dies ausgerechnet mit meiner liebsten Hilde, sie beanstandete mein Schnarchen relativ bald und überraschte mich damit echt, denn dies galt für mich als überwunden. Hier muss ich jedoch vorausschicken, dass sich mit ihr auch meine Schlafgewohnheiten auf Schlag zu ändern hatten. Denn meine Gewohnheit mit zwei Daunenkissen (ein großes und ein kleines) ein kuscheliges Nest zu finden, wurden als Schwachsinn und ungesund abgetan, und ich hatte nur noch mit einem „gesunden“, modernen, eher dünnen Schlafkissen auszukommen.

Dieses durfte ich nicht mal zusammendrehen um es ein wenig höher zu machen: „So mache ich es ja kaputt!“, war ihre ständige Belehrung. So kam es dann auch bald zu Beanstandungen, dass ich nicht zu ertragen sei, da ich so unverschämt schnarche. Diese kamen mitten in der Nacht durch immer stärker werdende Schubser, ohne je dabei liebevoll gebeten worden zu sein, ich solle doch den Raum wechseln oder mich vielleicht mal umdrehen, oder so lange wach bleiben, bis sie wieder schlief. Nein, die Schubser wurden immer intensiver und meist begleitet von einem sehr bestimmten „Du schnarchst!!!“ So als ob ich meine liebe Hilde bewusst ärgern wollte.

Das entspannte natürlich total und führte gewiss zu spontanen Verhaltensänderungen, die mich ruhig weiterschlafen ließen. Nein, genau im Gegenteil, in mir stieg schon Wut hoch, wenn ich permanent unsanft geweckt wurde, und ich begann irgendwann aufzuspringen und im Wohnzimmer weiterzuschlafen, um endlich meine Ruhe zu haben. Dann begann ich natürlich auch zu „testen“ ob dem wirklich so war und stellte mich schlafend, war aber bewusst wach, versuchte einfach nur ein wenig tiefer zu atmen und schon reagierte mein übersensibler Schatz.

So wurde mir klar, hier muss gesprochen werden, denn nicht erholt aufzustehen, war ja für beide eine immer größer werdende Anstrengung, die letztendlich auf die Substanz ging. In diesem Gespräch stellte ich klar, dass ich erstens sehr wohl glaube, von heute auf morgen mit dem Schnarchen begonnen zu haben, jedoch die diesbezüglichen Beanstandungen auch respekt- und liebevoller kommen könnten, damit ich nicht mit Wut das Zimmer verlassen müsste. Außerdem kündigte ich an, wenn ich unter der Woche in diese Situation käme, dass ich dann mitten in der Nacht aufs Land fahren würde, um die verkehrsarme Zeit für die Heimfahrt nützen zu können.

Darüber hinaus richteten wir ein Zimmer mit einem Bett ein, um die „ausquartierten“ Nächte nicht auf der unbequemen Couch verbringen zu müssen. All diese Maßnahmen wirkten Wunder, so wurde ich ab dieser Zeit immer liebevoll gebeten das Zimmer zu verlassen oder mich zu drehen, und die besagten Wochentage an denen ich die Heimfahrt angekündigt hatte, wurden offensichtlich zu Tagen, an denen ich überhaupt nicht mehr schnarchte.

Auch das eigens angeschaffte Bett ist inzwischen verwaist, da ein liebevoller Hinweis auf eine Positionsänderung seither fast immer reicht, um ruhig weiterschlafen zu können. Ja wenn dann vielleicht sogar mal meine heiß geliebten Daunenkissen eine Zulassung finden, könnte es durchaus sein, dass wir erheitert über unsere Schnarch Konflikte lachen können, und dass meine seither auftretenden Nackenbeschwerden auch wieder verschwinden.

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: unterschätze das zarte, geräuschempfindliche Wesen einer Künstlerin nie nicht! Geh darauf ein, lerne und lehre das liebevolle Umgehen damit und schon steht kuscheligen Nächten nichts mehr im Weg. Danke der lieben Künstlerin, dass sie die Bedürfnisse der Zweisamkeit über ihre Empfindsamkeit stellt!

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>