Metrobesuch, Donnerstagabend…


„SEIN, ja ich weiß…, DONNNERSTÄGLICHER HEILIGER METRO-BESUCH!“ 

SO HAT SIE ES ERLEBT: 
Ich habe vom Klischee gehört, dass Frauen bei Schuh-, Handtaschen- und sonstigen Einkäufen nicht zu bremsen seien und dabei regelmäßig in ein Einkaufs-Rausch-Koma fallen würden. Da mir dies persönlich noch nie passiert ist, nehme ich einmal an, dass ich wohl zu den Spezies der eher untypischen Weiblichkeit zähle. Dass ich aber eines Tages an einen Mann geraten würde, der seine Kaufräusche im Großmarkt namens Metro auslebte, das hätte ich mir dennoch nie träumen lassen.

Begonnen hatte das Ganze schon beim Kennenlernen, als mein Josef meinte: „Er fahre jetzt ins Metro.“ – „Ja ist gut“, dachte ich mir. „Tschüs dann!“ sagte ich, etwas enttäuscht darüber, dass er nicht mehr bei mir bleiben wollte. Dass dies aber eine Aufforderung an mich gewesen sein sollte: „Ich hätte doch etwas bei ihm vom Metro bestellen sollen, dann wäre er nämlich gerne nach dem Metro-Einkauf wieder zu mir zurück gekommen, um es mir zu bringen…!“, das hätte doch nicht einmal eine typische, manchmal dem Einkaufsrausch erliegende Frau verstanden. Oder???

Wie auch immer, umso länger ich meinen lieben Josef kannte, desto klarer wurde mir, seinen Donnerstag-Abend verbrachte er im Metro. Und zwar jeden seiner Donnerstage! Und da ich „irgendwie“ gerne Zeit mit ihm verbracht hätte, wenn er schon mal in Wien weilte, überwand ich an einem dieser Donnerstage meine innere Abneigung bezüglich Einkäufen&Co. und besuchte mit meinem lieben Josef das Metro. Als ich dabei erlebte, wie glücklich ihn das machte, er kaufte dort immer das Katzenfutter für seine 4 Katzen, rief ich mich innerlich zur Raison und machte ihm des Öfteren die Freude, mitzugehen.

-Einmal wagte ich es anzumerken, „Wir könnten doch auch nur einmal im Monat ins Metro fahren, wenn wir einfach das Katzenfutter auf Vorrat besorgen würden…!“ – „Nein…!“ und ich merkte, nur schon diese Frage laut ausgesprochen, kam einem Verrat gleich…-

Da ich ab nun eben öfters meine kostbare Zeit damit verbrachte, durch den mir völlig sinnlosen Metro-Betrieb zu wandeln, wir mussten ja auch immer in die IT Abteilung oben rundherum gehen, um zu schauen, was es Neues gab…, beschloss ich eines Tages, ich würde diese Zeit dort nützen, und meinen Großeinkauf für die Familie tätigen. Dann hatte ich zwei Fliegen mit einem Schlag bedient, mein Josef war glücklich, dass ich mit ihm war, und ich war glücklich, dass mein Familieneinkauf für diese Woche erledigt war.

„Warum nimmst du das Duschgel mit dem gelben Schild?“ – „Wie bitte?“ –„Im Metro darf man nur die Aktionsware kaufen! Sonst ist es zu teure!“ Nun gut, da ich aber nicht dort war, um Aktionsware zu kaufen, sondern um meinen Familieneinkauf als abgehackt verbuchen zu können, war mir die Farbe des Schildes egal!

Was mir mit der steigenden Anzahl der Metrobesuche bei meinem Josef dann aber schon auffiel war, dass er immer vehementer und manchmal schon aggressiv auf der Frage herumritt: „Warum ich jetzt unbedingt dieses Lebensmittel mit dem gelben Schild nehmen müsse?!“ – „Weil wir es brauchen!“ Mehr gab es aus meiner Sicht dazu nicht zu sagen. Das Einzige, was ich mir aber mit der Zeit dachte, war: „Hört der eigentlich jemals zu, wenn ich etwas sage?“

Und letzte Woche passierte der Moment der Erleuchtung: „Hilde, ich frage dich das mit dem gelben und dem roten Schild nur darum, weil ich mich ausgenützt fühle, wenn ich schon die ganzen Familieneinkäufe bezahle, dass du nicht die billigeren für mich sowieso genau dieselben Produkte in den Einkaufskorb stellst!“

Na bitte! Er hatte mich also doch immer gehört. Nur verstand ich sein „Joseffisch“ nicht. Ich hatte es auch nie verstanden, wenn mein lieber Josef sagte: „Das Fenster ist offen.“ – „Ja es ist offen.“ War meine Antwort, nachdem ich es auch gesehen hatte. Was hätte ich da mehr sagen sollen? Auf „Joseffisch“ hätte ich aber folgendes verstehen müssen: „Hilde, es ist kalt draußen. Wenn das Fenster offen bleibt, dann ist mir hier herinnen zu kalt. Bitte mach das Fenster zu!“ Mein lieber Josef, nein ich bin nicht unsensibel! Ich bin auch nicht schwerhörig! Ich verstehe einfach nur „Deutsch“!

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: verpacke deine Message niemals hinter „Joseffisch“ nicht! Denn dieser Sprache bin ich nicht mächtig! Danke meinem lieben Bauern, dass er endlich Klartext mit mir gesprochen hat! Das fühlt sich gut und befreiend an!

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SO HAT ER ES ERLEBT:
Der Metroeinkauf steht bei uns von Anfang an für aneinander vorbeireden und dem Partner nicht zuhören, denn da gab es ganz zu Beginn schon ein Schlüsselerlebnis, das mir seither von meiner lieben Hilde vorgeworfen wird.

Während des Kennenlernens hatte sich Hilde beim Laufen ein Band gerissen und war an ihre 4 Wände gebunden. Da sie mir in einer schweren Zeit so viel beistand, hatte ich mich angeboten, für Einkäufe oder sonstige Erledigungen zur Verfügung zu stehen. So wurde mein Angebot auch sofort angenommen, und durfte ich ihr eines Abends Essen bringen. Am nächsten Tag rief ich wieder an, und sie bat mich, ihr Geld abheben zu gehen, da sie Bares zuhause brauchen würde.

Darauf fragte ich sie am Telefon, soll das sofort sein, da ich in ihrer Nähe war, oder kann es auch nach meinem beabsichtigten Metrobesuch sein. Schließlich musste ich ja Nächtens noch das Leergut von einem Fest zurückholen, und daher hätte ich auf jeden Fall nach dem Metro Zeit gehabt. Was machte meine liebe Hilde“ Sie bat mich sofort zu kommen, was für mich die glasklare Botschaft war: „Heute will ich am Abend alleine sein!“ Seither hält sie mir vor, dass ich damals eben nicht gesagt hätte, ich würde gerne danach kommen, um mit ihr Zeit zu verbringen.

Ja und mit dieser Vorbelastung brachte ich dann irgendwann mal meine liebe Hilde dazu, mit mir in den Metro zu fahren, in erster Linie deshalb, damit ich verstanden werde, warum ich dort regelmäßig mein Katzenfutter und eventuelle sonstige Aktionen besorge. Die Produkte des täglichen Lebens kaufe ich eher im Ort, denn da besorgt man den täglichen Bedarf und nicht auf Vorrat, so dass auch nichts verderben kann.

Gründlich vorbereitet, das heißt: „Rote Preisschilder sind Aktionsware!“, ging ich mit meiner Liebsten in den Markt, auch mit der Vereinbarung, dass ich die Rechnung begleiche. Sie äußerte schon beim Eingang ihre Bedenken, dass ein Einkaufswagen zu wenig werden könnte. Der Besuch war ja wirklich lustig und unterhaltsam, nur egal was ich anmerkte, die Farbe der Preisschilder beeindruckte meine liebe Hilde überhaupt nicht. Und schnell musste auch der Beweis erbracht werden, dass ein Einkaufswagen zu klein war. Mein Einwand, dass ich gerne noch eine Runde durch die Technikabteilung gehen würde, fand überhaupt kein Verständnis. „Wir sind doch da um unseren Essensbedarf zu decken!“, war ihre Antwort.

An der Kassa gab es dann ein echtes Erwachen, da musste ich sehr tief in die Tasche greifen, und das im Wissen, dass Teile von den Frischprodukten sehr wahrscheinlich im Müll landen werden, da sich der Bedarf mit der Haltbarkeit nie ausgehen konnte.

Beim nächsten Besuch dachte ich, wenn ich meine liebe Hilde vorab das Aktionsprospekt lesen lasse, wird sich derartiges nicht wiederholen. Was sich jedoch als naive Herangehensweise herausstellte. „Ja sie braucht dies, und sie braucht das, da kann man doch nicht darauf achten, ob es in Aktion sei!“ Meine Einwände, dass ich dafür Verständnis habe, es jedoch nicht nötig sei, von den Nichtaktionen gleich mehrere Artikel zu nehmen, denn wenn ich weiß was sie so braucht, kann ich vor allem die Hygiene- und Kosmetikartikel dann nehmen, wenn sie vergünstigt sind. Das wirkte kurz jedoch leider nicht nachhaltig. Im nächsten Gang wanderten schon wieder „teure Waren“ in den Einkaufswagen.

Das ging so lange bis mir letzte Woche der Kragen platzte, und ich meiner Liebsten erklärte, dass ich nicht verstehe, dass wir tonnenweise Lebensmittel kaufen, wo doch unmittelbar neben ihrer Wohnung Supermärkte sind, wo man das frisch und bedarfsgerecht kaufen kann, denn fürs Wegwerfen und überteuerte kaufen fühle ich mich ausgenützt, und absolut nicht gesehen.

Ja das zeigte Wirkung, seither ist klar, dass ich für günstigen Einkauf jederzeit zu haben bin, jedoch keinesfalls für überteuerte Rieseneinkäufe.

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: mit meiner lieben Künstlerin muss ich wahrlich Klartext reden, sonst werde ich nicht verstanden. Danke liebe Hilde dass Du mich das gelehrt hast, und ich so nicht mehr missverstanden werden kann.

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