Wenn „Er“ mal ausrastet!


„DAS GIBT´S JA NICHT!“, wenn der Bauer mal ausrastet.

SO HAT SIE ES ERLEBT:

„Das gibt’s ja nicht!“ höre ich meinen Bauern irgendwo im Haus vor sich herfluchen. Ich sitze gemütlich nach einem harten Renovierungstag endlich vor dem Fernseher und mache Feierabend. Da sich mein lieber Josef dieses Spruches sehr oft bedient, schenke ich ihm keine sonderliche Aufmerksamkeit. „Das gibt`s ja nicht!“ höre ich ein erneutes Mal, und dann sehe ich ihn von Zimmer zu Zimmer wüten…

So auch ins Wohnzimmer, wo ich seines Erachtens offensichtlich viel zu früh, jetzt schon den Feierabend ausgerufen habe, um alle Fenster, die schon zu sind, noch einmal zu schließen. Ich schüttle meinen Kopf nur einmal nach links und dann wieder retour und widme mich weiter meiner Fernsehlust.

„Also das gibt’s ja wirklich nicht!“ stellt er sich dann unverzüglich zwischen mich und das Fernsehbild und hält mir einen Vortrag darüber, wie unmöglich es sei, die Fenster zwar zu schließen, aber eben nicht richtig zu schließen! Denn wie es auch schon kleine Kinder lernen würden, müsse man die Fenstergriffe so weit zudrehen, dass sie parallel zum Fensterrahmen ständen, denn ansonsten würde man im Winter unnützerweise den ganzen Hof mitheizen. Und das habe er auch mit mir nicht in absehbarer Zeit vor zu ändern. Und noch eins: der Hochsommer gebe mir genügend Gelegenheiten dies auch endlich zu lernen!

Da ich mich gerade wie ein kleines Kind von oben herab völlig ungerechtfertigter Weise gemaßregelt fühle – die körperlichen Begebenheiten besagen genau dasselbe: er 1Meter90 stehend über mir, ich drunter auf dem Sofa liegend – denke ich mir innerlich nur: „Du bist nicht mein Vater und hast null Recht so mit mir zu reden! Du kannst mich mal!“

Eine Woche später wieder: der mir schon vertraute Klang durch`s Haus: „Das gibt’s ja wirklich wirklich nicht!“ – Und ich stelle fest, der einzige Gedanke, der in meinem Inneren auftaucht, lautet wie folgt: „Der Typ, der spinnt doch wirklich wirklich vollkommen!“

Zwei Wochen später haben wir eine wundervolle Stimmung miteinander. Und was passiert? Mein lieber Bauer kommt zu mir, schaut mich liebevoll an und sagt: „Weißt du liebe Hilde, mir ist das einfach wichtig! Ich kann es nicht aushalten, wenn die Fenstergriffe schief stehen. Könntest du sie bitte gerade stellen, wenn du die Fenster schließt?“

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SO HAT ER ES ERLEBT:

Da hilft meine liebe Hilde beim Renovieren und bleibt dann manchmal doch tatsächlich bei mir, um am nächsten Tag wieder mithelfen zu können. Nur was macht meine Liebe, bevor sie es sich vor dem Fernseher gemütlich macht? Sie lüftet das gesamte Haus zum x-ten Mal am Tag. Und wenn ich dann zum wiederholten Male darum bitte, endlich die Fenster und Türen zu schließen, kann ich mir meist anhören: „Sie benötige eben Frischluft!“ – Das sind ja schöne Aussichten wenn ich an meine kommenden Heizkosten denke.

Irgendwann ist dann doch mal mein Ersuchen erhört und wird alles geschlossen. Dann, wenn das Haus voll mit Fliegen und Mücken – die Fliegengitter mussten ja wegen der ungetrübten Aussicht auch entfernt werden – ist, und es auch schon ganz schön kühl geworden ist. Wenn ich dann an diesen geschlossenen Fenstern vorbeikomme, sehe ich immer wieder, dass diese wohl zu sind, der Fenstergriff jedoch kaum nach unten gedreht wurde. Quasi eine Einladung zum Einstieg. Und außerdem sind sie nicht ganz geschlossen. Da diese Eigenschaft in der Wohnung meiner Liebsten zur Folge hat, dass kein Fenster mehr richtig zu schließen ist, achte ich besonders darauf, und bat sie schon unendlich oft, das ab sofort wirklich gewissenhaft zu machen, und die Fenster ganz zu schließen, vielleicht auch manchmal mit dem erwähnten „das gibt’s ja nicht“.

Dafür konnte ich mir auch schon so einiges anhören, wie zum Beispiel an welcher Paranoia ich leide, oder ob ich sie damit nur zurechtweisen möchte. Nein will ich nicht, ich will eigentlich nur geschlossene Fenster und Türen! Warum das nur so schwer zu verstehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Langes Reden und vielfaches darauf aufmerksam machen haben dann aber doch dazu geführt, dass meine liebe Hilde mir ihre Bereitschaft zugesichert hat, dass sie in Zukunft Fenster und Türen ganz schließen wird. Danke dafür!!

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: Danke meine liebe Künstlerin, dass Du nach langen Diskussionen und garantiert mehreren „das gibt’s ja nicht“, mich doch gehört hast und mir Deine Bereitschaft, darauf zu achten zugesichert hast. Danke mein lieber Bauer, dass du ruhig über dein Empfinden mit mir geredet hast. So kann ich deinen Wunsch auch gut annehmen.

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