Wenn die Prinzessin beim renovieren hilft


WENN DIE PRINZESSIN DEM BAUERN BEIM RENOVIEREN HILFT…

SO HAT SIE ES ERLEBT:

Ein wundervolles Ereignis: das alte Bauernhaus des Bauern, 1730, wird endlich renoviert. Da das Geld auch in seinem Ort nicht auf der Straße herumliegt – schade aber auch! – biete ich an, statt im Sommer zu urlauben, meine freie Zeit bei ihm auf der Baustelle zu verbringen …

Anzumerken wäre vielleicht noch, dass ich eine Frau jener Fraktion bin, die es gewöhnt ist, prinzessinnenhaft vor Wohnungen zu stehen und auszuwählen wie die bezahlten Profis alles zu renovieren haben. Was mit anderen Worten heißt, es gelang mir bis ins hohe Alter (gerade noch 52) noch nie selbst Hand angelegt haben zu müssen. Demensprechend habe ich vom Bauern schon erwartet, dass er mich dort bei meiner Ankunft mit einem roten ausgerollten Teppich erwartete. Und wenn schon kein Teppich, dann zumindest mit genug zu essen und zu trinken!

Nachdem ein Angebot in diese Richtung bis weit über zwei Stunden nach meinem Ankommen nicht aufkam, wagte ich zu sagen: „Josef ich habe Hunger!“ – Was ihn zur äußerst interessanten Antwort bewegte: „Ich nicht. Ich habe gefrühstückt!“ Ok. Das war zwar nicht, was ich wissen wollte, nichtsdestotrotz hielt ich weiter durch, um eine Stunde später wieder anzumerken: „Josef ich habe HUUUNger!“ – „Dann geh dir etwas kaufen!“ – Was mich wieder dazu brachte weitere Türen mit knurrendem Magen abzuschmirgeln. Bis ich eine weitere Stunde später – wahrscheinlich aufgrund von Unterzuckerung – richtig aggressiv wurde und meinte: „Mensch Josef, ich will endlich etwas essen! Ich habe so einen Hunger!!!“ – „Was, wieso sagst denn nicht gleich etwas?!“

Der Streit der dann folgte, ging dann in ca. so vonstatten: „Was wieso, ich hab`s doch schon oft gesagt!“ – „Ja aber ich hatte ja keinen Hunger. Was hätte ich denn tun sollen?“ – „Etwas für mich kaufen gehen?! Ich finde es ja schon unerhört, dass hier 6 Leute helfen, und du hast nichts für uns da!“ – „Ja aber da hättest doch du einkaufen gehen können!“ … mit der für meinen Bauern neuen Erkenntnis: Man will auch als Helfende geachtet werden! Wenigstens mit essen und trinken!

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: nach zwei Monaten heftigster Baustellen-Arbeit (schmirgeln, lackieren, streichen, Wände abkratzen, … und JA ich will ein Lob! ;-)) hat mein lieber Josef beim letzten Besuch extra für mich Milch, Kekse und Schokobananen eingekauft. Und das schon bevor ich ankam! Danke lieber Josef! So fühle ich mich gesehen und wertgeschätzt!

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SO HAT ER ES ERLEBT:

Meine Prinzessin hat mir versprochen, dass sie, wenn ich mein über 300 Jahre altes Haus renoviere, gerne öfter zu mir komme, und ich so nicht mehr so oft nach Wien fahren müsse. Wie war das nur mit der bedingungslosen Liebe?

Da mein Betrieb sehr viel meiner Zeit in Anspruch nimmt, weshalb ich jede Fahrt und vor allem jeden Stau als verlorene Zeit empfinde, war mir diese Aussicht sofort sympathisch, und wir einigten uns mit dem Kauf einer neuen Küche über den Start der Renovierungsarbeiten. Dazu gab es auch die Abmachung, dass wir so viel wie möglich selber machen würden.

Diese Arbeiten begannen dann pünktlich 2 Wochen vor Lieferung der neuen Küche und zu meiner großen Überraschung, wirklich mit der Hilfe der gesamten Familie, was mich sehr freute. Dass ich täglich schon Stunden vor der Ankunft meiner liebsten Prinzessin und deren Familie im Einsatz war und auch Stunden danach wieder für Ordnung zu sorgen hatte, nahm ich gerne in Kauf, da ja ein „neues und sauberes Zuhause“ geschaffen wurde, und das hatte eben seinen Preis.

Fakt ist auf jeden Fall, dass ich diesen Stress erstens aus Liebe und zweitens wegen der positiven Zukunftsaussicht eines möglichen gemeinsamen Lebens am Land, gerne auf mich nahm. Dass ich dabei jedoch noch allen Helfern jeden Wunsch von den Augen ablesen sollte, war mir nicht klar. Wir machten das für UNS und waren daher aus meiner naiven Sicht gleichberechtigt. Und wenn mein Schatz hungrig wird, kann sie entweder über die Straße in den Supermarkt gehen, um dafür zu sorgen, dass sie etwas zwischen die Zähne bekommt, oder dezidiert eine Unterbrechung für einen Gasthausbesuch fordern.

Daher interessiert mich das Gesudere von: „Ich hab Hunger!“ wirklich nicht, denn meine Frühstücksgepflogenheiten, dass ich vor der Arbeit etwas im Magen haben muss, sind für meine Liebste nicht nachvollziehbar. Und ich kann nach gut zweieinhalb Jahren immer noch nicht erahnen, wann bei ihr der Appetit kommt, um 12 um 14 oder gar erst um 17 Uhr. Außerdem kann ich nie das Richtige auf Vorrat zuhause haben, da ja immer alles frischest sein muss und täglich andere Bedürfnisse herrschen. Daher fühle ich mich nur verantwortlich für den täglichen Wirtshausbesuch, nie aber für die Zwischendurch-Nahrung.

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: mittlerweile kennt meine liebe Künstlerin die Geschäfte im Ort und sorgt selbstständig für ihre Bedürfnisse. So wird auch mittlerweile meist in der Früh abgesprochen, wann es warmes Essen gibt. Und dank der neuen Küche ist das Wirtshaus ja nicht mehr nötig…

Und wie es überhaupt dazu kam, dass ein BAUER UND EINE KÜNSTLERIN zusammenkommen, das lesen Sie alles genau hier!

 

    • Danke liebes Team von bau quelle! Leider für euch, zum Glück für uns, sind wir inzwischen fertig! Herzliche Grüße Eure Hilde und Josef

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