Zeit zu zweit, oder das was „sie“ darunter versteht


„ZEIT ZU ZWEIT“ IN DER SAUNA, ODER DAS WAS „SIE“ DARUNTER VERSTEHT

WIE SIE DAS GANZE SIEHT:

Wir waren auf der Suche nach einer Sonntagsbeschäftigung. Und da es mir in erster Linie nur darum ging, dass wir „Zeit zu zweit“ verbrachten, stimmte ich Josefs Sauna-Vorschlag zu.

Zehn Uhr morgens, gleich nach dem Öffnen der Tore, standen wir in der Therme Oberlaa. Und nicht nur wir. 100 andere Menschen standen auch schon da! Mit Pubertierenden zuhause konnte man sich ja gar nicht mehr vorstellen, dass es eine Zeit gegeben hatte, wo die Kinder freiwillig vor 12 Uhr morgens aus ihren Zimmern gekrochen kamen…

Als wir endlich drinnen waren, steuerte ich als erstes auf die Warmwasserbecken zu. „Wo willst du hin?“ – „Ins Wasser?“ – „Dann geht sich aber das Saunieren nicht mehr richtig aus!“ –„Wie?“ – „Die 3 Saunagänge mit den Ruhezeiten…“ – „Aha…?“

Da ich keine Saunagängerin bin, folgte ich meinem liebsten Josef bei Fuß in den Saunabereich, besetzte dort mit ihm zwei Liegen, „für die Ruhezeiten“, wie er fürsorglich meinte, und bewaffnete mich mit meiner rosa Badehaube mit beweglichen extrapinken Blümchen obendrauf.

„Hilde komm, lass uns gleich mit der Sauna anfangen!“ – Wie? Schon wieder nicht ins Wasser gehen? „Ok“, dachte ich mir ein weiteres Mal, „….gehen wir halt zuerst saunieren!“ Kaum hingesetzt in der „Kammer des Schreckens, hahaha…“, eigentlich wollte ich nur einen blöden Witz machen, packte mich wirklich der Schrecken: „Wie heiß ist es denn hier…?“ – „120 Grad….“ lachten mich fünf Herren von Gegenüber herausfordernd an: „Bei uns geht’s heiß zu!“

Keine Minute später ergriff ich die Flucht und setzte mich mit meiner rosapinken Badehaube in den Whirlpool. Und dachte mir, wenn er fertig ist, mein liebster Josef, dann wird er sicher bei mir vorbeischauen. Denkste! Eine Stunde später war er immer noch nicht aufgetaucht. Also startete ich die Aktion „Frau sucht Bauer“ und wurde bei den Ruheliegen fündig. Da lag er, mein Josef, im tiefsten Tiefschlaf…

Kaum fünf Minuten später, erwachte mein Liebster schon wieder, und anstatt dass wir einmal redeten oder kuschelten, hüpfte mein Josef auf und meinte enthusiastisch: „So Hilde, auf geht’s zur Runde zwei!“ Und schon ward er wieder Richtung Sauna losgestrartet.

„Jooosef!“ – „Musst du hier so herum schreien! Das ist doch ein Ruheraum!“ – „Ja das weiß ich, aber wo willst du denn jetzt schon wieder hin?“ – „Der nächste Aufguss startet in Kürze!“ – „Aber mir ist es doch viel zu heiß dort!“ – „Das macht doch nichts Schatz. Geh doch einfach in die Biosauna … Viiiel Spaß!“ Und dann sah ich nur noch ein Stückchen Bademantel, das ihm beim Ums-Eck-Biegen nachfolgte.

Und ich saß da auf meiner Liege und fragte mich mit einem fassungslosen Kopfschütteln: „Was verstand mein geliebter Josef unter „Zeit zu zweit“? Dass er WUSSTE, dass ich existierte? Hier irgendwo auf der Welt? Ja! Offensichtlich musste er mich dazu weder sehen, noch sprechen, noch spüren! Und in dem riesigen Moment der Erleuchtung verstand ich zum ersten Mal, warum mein Josef an einem Abend, wo er stundenlang alleine in seinem Büro vor dem PC verbracht hatte, und ich alleine im Wohnzimmer ferngeschaut hatte, nachher voller Inbrunst zu mir sagen konnte: „Schatz, das war ein schöner Abend zu zweit!““

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: Geh niemals in die Sauna mit dem Bauern nicht, wenn du „Zeit zu zweit“ verbringen willst… Obwohl auch hier mein geliebter Bauer dazu gelernt hat: Wenn „wir“ inzwischen in die Sauna gehen, verbringt er zuerst ein halbes Stündchen mit mir im Whirlpool. Ohne Wenn und Aber, und das auch noch eng umschlungen, obwohl ich dort immer meine rosapinke Badehaube trage…

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WIE ER DAS GANZE SIEHT:

Seit Wochen war unser Sonntagsprogramm den Vorstellungen meiner liebsten Hilde angepasst, was meist bedeutete, dass wir für mich völlig unnötigen Beschäftigungen nachgingen, wie in der Stadt (Ich lebe und arbeite am Land!!!) mit 1000 anderen mir fremden Menschen auf der Baumgartner Höhe im Kreis hintereinander her zu spazieren. Sonntag für Sonntag, egal ob Regen oder Sonnenschein.

Und siehe da, es kam endlich der Tag, an dem auch ich in meinem dringenden Bedürfnis nach Sauna Gehör fand. Für mich ein über 30 Jahre praktiziertes Ritual, das dafür sorgt, dass ich das ganze Jahr über gesund bleibe, im Gegensatz zu meiner liebsten Hilde die nach jedem „Lüfterl“ krank im Bett liegt. Das verlangt mein Körper, um vor allem im Herbst und Winter, dem Stress von manchen 20-Stunden-Arbeitstagen und den oft sehr ungemütlichen Außentemperaturen, gewachsen zu sein. Dementsprechend groß war meine Freude.

Bei der Therme Wien angekommen, überraschte uns eine lange Menschenschlange, die schon vor uns auf diese Idee gekommen war. Und nicht nur das. Es überraschte mich auch die Reaktion meiner liebsten Hilde: „Komm lass uns doch wieder nachhause gehen!“ Jetzt hatte ich endlich meinen Wunsch nach Sauna durchgeboxt, wollte sie schon wieder nachhause gehen! Das konnte ja heiter werden!.

Als wir endlich im Saunabereich angekommen waren, sah ich, wie sie ihre rosapinke Badehaube fasste und Richtung Wasserbecken schritt: „Hilde, wo willst du hin?“ Jetzt wollte sie doch wirklich unsere wertvolle Saunazeit mit Baden vertun! Das ging doch gar nicht! Also überredete ich sie, dass wir doch zuerst einmal endlich mit den drei mir so wichtigen Saunagängen starten sollten.

Kaum saßen wir in der finnischen Sauna, fing sie schon wieder zum Meckern an: „Bitte wie heiß ist es denn hier herinnen?“ Und dabei richtete sie ihre Frage, mit dem wilden Unterton „Ich will bitte jetzt sofort und auf der Stelle wieder raus“ an wildfremde Herren, die gegenüber von uns beiden saßen. Mensch wie war mir das schon wieder peinlich, als ob man zur Abkühlung in die Sauna ginge! Zum Glück machten sich diese Herren aber nur über sie lustig, so dass ihr jeder Spaß vergangen sein musste, denn keine Minute später griff sie hektisch zu ihrem Handtuch und floh aus der Hitze.

Ehrlich gesagt war ich fast etwas erleichtert und genoss so meinen Saunagang, den Aufguss und das gemütliche Nachruhen ohne unentwegte Fragerei: „Gehen wir bitte jetzt ins Wasser?“ – „Warum redest du nichts mit mir!“ – oder „Hast du dir eigentlich schon überlegt, wo wir diesen Sommer Urlaub machen werden?“ Nein ich hatte meine seelige Ruhe!

Und man stelle sich vor, es passierte ein Wunder. Als sie aus ihrem Whirlpool zurückkehrte, weckte sie mich nicht einmal auf. Und so packte ich die Gelegenheit beim Schopf, sprang einfach auf, als ich aufwachte und startete ohne viel Aufhebens zum zweiten Saunagang. Ja denkste. Da hatte ich die Rechnung ohne die Wirtin gemacht.

Denn dann wurde die Diskussion über den Begriff „Zeit zu zweit“, und was dieser bedeute eröffnet. Lieber Gott, ich liebe meine liebste Hilde, aber manchmal schicke ich wirklich ein Stoßgebet zum Himmel, mit der Bitte: „Könntet ihr meiner lieben Hilde nicht ab und zu die Schönheit der Stille schmackhaft machen!“

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: Besuche nie die Sauna mit einer Künstlerin nicht, wenn du wirklich saunieren willst! Wobei Mann auch gestehen muss, seit ich bewusst zuerst „Zeiten zu zweit“, sprich Zeiten mit „ihr alleine“ im Whirlpool einbaue, ist nachher sogar Ruhe für alle meine 3 Saunagänge möglich. Ein Hoch auf die Künstlerin!

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