WENN DER BAUER UND DIE KÜNSTLERIN „AM SINNLOSEN MEER“ URLAUBEN!
SO HAT SIE ES ERLEBT:
„Ich bin mit dir hier nur her, damit wir uns gemeinsam die Insel anschauen!“ – „Ja und ich bin nur mit dir hier, damit wir das Meer genießen!“
Malta hatte es geheißen. Vor einigen Wochen fragte mich mein lieber Josef, ob ich nicht Lust hätte, ihn auf seinem Energiekongress dorthin zu begleiten? Ja klar hatte ich Lust, zumal ich doch schon vor Jahren Malta auf meinem Vision-Board als anzustrebendes Urlaubsziel via Wunsch ins Universum geschickt hatte. Und jetzt wurde er erhört!
Dass mein lieber Josef das Meer nicht mag, das wusste ich inzwischen schon in der ausführlichen Variante. Nämlich dass er nicht einmal im Hochsommer auch nur den geringsten Anflug von „Ich-muss-ins-Wasser-und-mich-abkühlen!“ empfand, auch wenn es 40 Grad im Schatten hatte. Und dass es in Paarbeziehungen auch um Kompromisse ging, das wusste ich inzwischen auch schon hinlänglichst. Also ging ich von der Annahme aus, dass ich mit einer Bitte um drei Stunden Bade- bzw. Meereszeit pro Tag, mich als sehr bescheiden und bedürfnislos ausweisen würde!
Tja da hatte ich wohl die Rechnung ohne den Bauern gemacht. Denn umso mehr Tage auf Malta vergingen, desto mehr regte sich mein lieber Josef darüber auf, dass ich doch tatsächlich „heute schon wieder“ um sinnlose Meereszeit bat! „Wo man doch stattdessen so schöne spannende Dinge auf der Insel besichtigen hätte können!“ Was wir aber in den verbleibenden 21 Stunden pro Tag sowieso machten!
„Ich weiß nicht, warum ich auch noch ein fröhliches Gesicht machen soll, wenn ich mich hier am Meer nur langweile? Was soll mir das geben? An einem Fleck sein und ins Meer starren? Dort entdecke ich nichts Neues! Also warte ich, bis wir wieder gehen! Und das in der Stimmung, die ich eben dabei habe!“
Ich meine, ich hatte meinen Wunsch nach „gemeinsam ins Wasser gehen“ sowieso schon bis an mein Lebensende begraben. Und ich hatte den Traum von gemeinsamen erotischen Abenteuern im Wasser… naja Sie wissen schon, was ich meine, auch schon versenkt, weil das Wasser ja überall sooooo eiseskalt war! Aber dass ich nun auch noch nicht einmal meinen Wunsch nach einem Gemeinsam-am-Strand-gemütlich-nebeneinander-Sitzen-Kuscheln-und-Reden äußern durfte, das überstieg dann mein Maß an Kompromissbereitschaft endgültig und zwar um ein Vielfaches. Denn der Grund, warum er sich die zwei (Ja es wurden dann sogar immer nur zwei!) Stunden Strandzeit nie zu mir setzte, geschweige denn legte war: „Er wolle sich doch die Hose nicht schmutzig machen!“
Und das sagte ein Bauer, der den ganzen Tag nur in der Natur zu tun hatte? Also wirklich, da verstand ich die Welt dann auch nicht mehr!
DIE MORAL VON DER GESCHICHT: Verlange vom Bauern Natur in der Freizeit nie nicht! In der Freizeit fahre mit dem Auto, spaziere durch Betonwüsten oder ringe nach Luft in der unnatürlich heißen Sauna. Nichts desto trotz danke dem lieben Bauern, dass er dann nach einem Wortgewitter meinerseits einen wunderschönen Sandstrand nur für mich ausfindig gemacht hat! Und wo er sich sogar neben mich auf eine Liege legte! Lieber Josef, ich liebe dich!
SO HAT ER ES ERLEBT:
Vor ca. zwei Monaten erfuhr ich, dass Mitte Mai eine Fahrt nach Malta zu einem Austausch mehrerer europäischer Regionen in Sachen „erneuerbare Energie“ geplant war. Nach sofortiger Rücksprache mit meiner lieben Hilde, nahm sie meine Einladung zu einem gemeinsamen Maltaaufenthalt mit großer Freude an.
Ja und letzte Woche war es dann soweit. Schon am Anreisetag mussten wir natürlich sofort zum Meer, dies trotz kühlem und sehr windigem Abend. Naja was macht man nicht alles der Liebe wegen, dachte ich mir, und folgte ohne Einwände dem abendlichen Strandspaziergang, mit folgendem ersten maltesischen Abendessen
Am nächsten Morgen startete man zum ersten Fachausflug, und siehe da, im Autobus bekam ich mit, dass meine liebe Hilde doch tatsächlich zur Fachexkursion mit Badeanzug und Handtuch ausgerückt war. Beim ersten Strandstopp war sie auch schon im Wasser, dies obwohl der Stopp nicht wegen dem Strand war, sondern die Mittagspause in einem Strandrestaurant. Zum Glück waren die in diesem Lokal nicht von der schnellen Sorte, wodurch meine „Badenixe“ nicht abhanden kam, sondern sogar auch noch essen konnte.
Insgeheim hatte ich gehofft, dass damit ihre ersehnten Badegelüste gedeckt wären, und wir nach den Konferenzen Land und Leute erobern und erleben würden. Dies vor allem deshalb, da es zwar sonnig war, jedoch durch den permanenten Wind, keinesfalls warm, und das Wasser sowieso wirklich kalt war. Doch weit gefehlt, schon am ersten freien Nachmittag meldete sie erneut ihre Meeressehnsüchte an, und meinte sogar, ab nun muss jeden Tag drei Stunden Strand sein!
Dies trotz der fehlenden Sandstrände in Malta, so sollte ich mit ihr die Zeit auf zerklüfteten, ungemütlichen Sandsteinen verbringen, anstatt interessante Kulturdenkmäler anzusehen. Der Gipfel war dann ja wirklich, dass wir, trotz Linksverkehr, gemeinsam beschlossen hatten, ein Leihauto zu buchen und nach den Erwartungen meiner lieben Hilde, dies ausschließlich für Strandfahrten nützen sollten.
So gab es dann im Auto täglich nicht nur die Aufschreie meiner Liebsten, wegen meinem Fahrstil, nein da wurde dann auch immer ums Ziel gefeilscht. Das war schließlich so zermürbend, dass ich am dritten Tag aufhörte irgendetwas sehen zu wollen, sondern nur noch meine meeressüchtige Hilde den Weg bestimmen ließ.
Dabei fanden wir dann sogar den offensichtlich einzigen Sandstrand, an dem ich dann eben auf einer Liebe frierend wartete bis ihre Sehnsüchte endlich gedeckt waren.
DIE MORAL VON DER GESCHICHT: unterschätze den Meeresbedarf einer sensiblen Künstlerin nie nicht! Wenn sie den nicht decken kann, wird sie echt ungemütlich, egal was an Kunst und Kultur zu sehen wäre, das Meer steht über allem. Danke meiner lieben Hilde, dass sie trotzdem täglich mindestens 5 Stunden lang meinem Sehenswürdigkeitsdurst folgte. Ich liebe Dich!
PS: Über die Dauer ob es 5 oder doch nur 4,5 Stunden waren, diskutieren wir noch heute… Obwohl ich ja der Meinung wäre, dass es maximal nur zwei Stunden waren!