„Du bist ja eifersüchtig!“


„DU BIST JA EIFERSÜCHTIG!“

SO HAT SIE ES ERLEBT:

„Ich suche eine Sonnenbrille…“ hätte meines Erachtens gereicht, um der Verkäuferin, blond vollschlank und aufgespritzte Lippen alla Daisy Duck, mitzuteilen, was Sache war. Doch nicht mit meinem lieben Josef. Bei ihm hieß dasselbe:

„Jaaaaa. Ich war letzte Woche in Malta. Und da hat mir doch wirklich jemand die Sonnenbrille aus dem Koffer, und das auch noch aus dem Etui geklaut, und sehen Sie… das leere Etui wieder in den Koffer zurückgelegt.“ – „Das ist ja Wahnsinn!“ – „Jaaaaa.“ – „Also wirklich unerhört!“ – „Jaaaaaaa.“ – „Ha…“ – „Jaaaaaaa…“

Ich muss gestehen das war sicher schon der erste Moment des Mich-etwas-Unwohlfühlens, das ich mit folgender Bemerkung abrupt unterbrach:

„Ja und wir wollen diese Boss-Brille aber ohne Verspiegelung.“ – „Ja die haben wir aber nicht. Vielleicht in der SCS.“ Darauf folgte ein Anruf ebendort mit dem Endergebnis, dass sie diese vielleicht haben, aber so genau wisse sie das auch wieder nicht… – Während mein lieber Josef wieder Habt Acht stand und jede ihrer sinnlosen Bemerkungen mit einem „Jaaaaaa..“ inklusivem langem in die Augen schauen gutierte. Diese waren übrigens riesig, blau und schrien unentwegt: „Lieber Märchenprinz bitte rette mich!“

Gut dachte ich mir, da geht nichts weiter, fotografierst du die Artikelnummer ab und bestellst diese Brille im Internet…Gedacht, getan, fragt sie, was das solle? Ich kontere, wenn Sie nicht endlich die Artikelnummer ausfindig machen könne, würde ich die Brille auf anderen Wegen besorgen.

„Sind Sie denn wahnsinnig!“ landete daraufhin in meinem Gesicht. Und dann ward bei mir innerlich endgültig der Krieg erklärt! Ich sagte äußerlich nichts, stellte aber fest, dass sie nicht einmal begriffen hatte, was „ausfindig machen“ bedeutet. Sie hatte geglaubt, ich meine, sie müsse „alle Artikelnummern auswendig können“. Ja und dann ging das Spiel zwischen meinem lieben Josef und ihr wieder von vorne los.

„Das würde man ja nicht glauben, dass Menschen so etwas machen!“ – „Jaaaaaaa.“ – „Unverschämt und so unfassbar…“ – „Jaaaaaa.“ Bis ich nach Runde 7 scharf dazwischen zischte: „Ja und was haben Sie jetzt vor, konkret zu tun?“ – „Ach so ja? Ja. Dann schreibe ich jetzt Ihre Telefon-Nummer auf und suche diese andere Brille raus, und die Kollegin wird sich dann am Montag bei Ihnen melden.“ – „Jaaaaaaa…“

Kaum waren wir aus dem Geschäft draußen, überfluteten mich sämtliche Gefühle: „Sag einmal, was war denn das gerade für eine Nummer Josef? Könntest du bitte andere Damen dann anbraten, wenn ich nicht dabei bin?!“ Und man stelle sich vor, mein lieber Josef wusste von nichts. Er und flirten? Nie und nimmer! Das könne er gar nicht. Blablabla… bis ich ihm zu erklären versuchte, er müsse seine Fremdwahrnehmung nachjustieren. Denn er könne flirten wie ein Kaiser dieses Faches! Denn er habe nach Minute 1 die Sachebene verlassen und ab dann nur noch Beziehung aufgebaut, indem er seine Geschichte 7 mal wieder und wieder erzählt habe. Er habe sich ja so dargestellt, als hätte er nie in seinem Leben eine Ansprache, und als wäre sie die erste, die ihm endlich einmal zuhörte! Und da sie sich nie um die Brille kümmerte, sondern auf seinen Beziehungs-Aufbau einstieg, habe sie mitgeflirtet. Ach ich sei doch bescheuert, und ich bilde mir ja Geister ein, die es nicht gab, und überhaupt!

Keine 20 Minuten später klingelte sein Telefon, und wer war`s? Daisy Duck, die doch trotz „Wir haben keinen Katalog!“ rausfinden konnte, dass es genau diese Brille nicht mehr gab. Aber er könne doch heute noch diese verspiegelte Brille holen, denn die sei ihm doch so vorzüglich gestanden, und am Montag sei eben leider nur ihre Kollegin im Geschäft…

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: der Bauer kann flirten, dass sich die Balken biegen. Und danke mein lieber Bauer, dass du meine Eifersucht dann doch ernst genommen hast, und mir dann sagtest:  „Daisy Duck sei hässlich und dumm, und ich wäre die schönste und liebenswerteste Frau der Welt!“, und mir eine beruhigende Umarmung geschenkt hast! Puh!

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SO HAT ER ES ERLEBT:

Meine liebste Hilde und ich machten sich auf den Weg um eine neue Sonnenbrille zu kaufen, da mir meine gestohlen wurde und sie unbedingt beim Neukauf dabei sein muss, denn ohne ihr würde ich sicher eine „unpassende, schreckliche“ Brille kaufen und da sie auf Äußerlichkeiten unendlich viel Wert legt, konnten wir das nur gemeinsam erledigen.

Obwohl die Brille erst ein halbes Jahr alt gewesen war, konnten wir uns nicht mehr genau erinnern, wo das Geschäft gewesen war, in dem wir die gestohlene Brille gekauft hatten. So begann auch schon der erste Stress, mit der Suche im Donauzentrum. Dies am Fenstertag letzter Woche, wo ja kaum Menschen beim Einkaufen waren. Ja diese Menschenmassen sind für meine Liebste zusätzlicher Stress.

Endlich gefunden, war das Geschäft voll mit Menschen und lediglich eine Verkäuferin war hier und musste den Ansturm bewältigen. Für meinen „Geduldsengel“ Hilde eine zusätzliche Herausforderung, der sie sich in gewohnter Manier stellte, in dem sie die offensichtlich beschäftigte Verkäuferin, während eines Kundengesprächs ansprach, diese aber, welche Frechheit auch, nicht sofort Zeit hatte.

Das sorgte natürlich dafür, dass meine liebe Hilde auf ihrer „Ungeduldsskala“ weiter nach oben marschierte und schon wieder gehen wollte. Nur blöder Weise hatten wir ausgemacht, zu fragen ob es möglich ist, eine Rechnung von einer vor einem halben Jahr gekauften Brille zu bekommen, da wir unsere nicht aufgehoben haben und nun für die Versicherung eine brauchten. Außerdem war eben die entwendete Brille, die Lieblingssonnenbrille meiner Lieben an mir, genau die gleiche lag im Regal, nur leider mit verspiegelten Gläsern. So konnte ich letztlich doch weiter so zureden, dass wir auf die Verkäuferin warteten.

Als diese dann frei war, fragte ich zuerst wegen der Rechnung nach, danach fragten wir eben ob es dieses verspiegelte Modell auch ohne Verspiegelung geben würde. Dies war dann ein neuerliches auf die Probe stellen für meine liebe Hilde, da es nicht sofort beantwortet wurde, und nach einigem Suchen im Geschäft dann ein Anruf in einem anderen Shop in der SCS erfolgte.

Mein Schatz unterstellte der Verkäuferin dann noch, sie müsse doch wissen, welches Modell wir wollen, und ob es dieses irgendwo anders gäbe? Diese von meinem „Ungeduldsengel“ auch schon ein wenig herausgefordert, antwortete dann noch wirklich dumm in dem sie meinte, „sind sie wahnsinnig, ich kann doch nicht alle Kataloge auswendig….“

So zogen wir dann die Reißleine, dass wir gehen, davor baten wir noch Erkundigungen einzuholen, und bekamen versichert, dass sich am Montag die Kollegin melde, denn Freitag am späten Nachmittag werde der benötigte Vertreter, jener der den Katalog auswendig kennt 🙂 , nicht mehr erreichbar sein.

Und als wir aus dem Geschäft raus sind, musste ich mir anhören, ich hätte mit der Verkäuferin geflirtet, und sie nach allen Regeln der Kunst „angebraten“, komisch nur, dass ich davon nichts beabsichtigt und wahrlich nicht so erlebt hatte. Die Tatsache, dass dann nach einer Stunde schon der Anruf kam, dass es mein gewünschtes Modell nicht mehr gibt, war für meine liebe Hilde dann die Bestätigung! Dabei war ich nur konsequent freundlich gewesen, um trotz meiner grantigen Hilde das zu bekommen, was wir beabsichtigt hatten, nämlich eine passende Sonnenbrille.

DIE MORAL VON DER GESCHICHT: auch die selbstbewusste, liebenswerte Künstlerin ist vor Eifersucht nicht sicher. Danke liebe Hilde, dass Du mir das sagst und ich Deine Sorgen mit einer Umarmung und einem Liebesbekenntnis aus dem Weg räumen konnte. Und dass ich in Zukunft darauf achte, dass ich im Flirten doch nicht der Unbegabteste bin!

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