„WIE ICH MEINE IMAGO-THERAPIE-CHANCE MIT MEINEM BAUERN VERSTÄNDLICHERWEISE VERSPIELTE…“
SO HAT SIE ES ERLEBT:
Ja wir schwebten auf Wolke sieben mein liebster Josef und ich. Solange wir frisch verliebt waren. Und für danach hatte ich auch schon die Lösung: Wir würden einen IMAGO-Workshop machen, in dem wir lernten, wie „man“ richtig kommuniziert, um der, der Verliebtheitsphase normalerweise folgenden Phase des „Machtkampfes“, schon vorweg die Stirn zu bieten. Sprich ich hatte geplant, wir würden sämtliche Machtkämpfe dadurch gleich auslassen können!
Uns so geschah es, dass mein liebster Josef auf der Rax, umgeben von noch 50 anderen Paaren, und ich inmitten dieser Horde von Menschen saßen und versuchten, allen Richtlinien und dem ganzen Regelwerk von Imago gerecht zu werden. Was mir nicht schwer fiel, weil ich auf diesem Gebiet schon ein alter Hase war. Sprich ich kannte und praktizierte, zum Leidwesen meiner Jugend (Inzwischen einem „noch“ und einem „nicht mehr so sehr“ pubertierenden Jugendlichen) dieses „Spiegeln“ (Man wiederholt Wort für Wort, was der andere gesagt hat), dieses Einfühlen und die Wertschätzungen (Was ich an dir wertschätze ist…) schon über 10 Jahre lang.
„Ich höre du sagst… Habe ich dich gehört?“
An dieser Stelle sei mir erlaubt eine kurze Begebenheit zum Thema einzufügen, als mein Josef und ich auf einer Party weilten, und ein Automechaniker im tiefsten Kärntnerisch meinte: „Ja und dann haben wir dieses „Ich-höre-du-sagst-Zeug“ gemacht…, und ich muss sagen, ich habe dann schon gemerkt, dass ich oft nicht zugehört hatte! Beim einen Ohr rein und beim anderen raus. Oder war`s gar nicht rein? …“
Ja das Zuhören war nie das Problem von meinem lieben Josef geworden. Sein Problem wurde, dass es im nächsten Schritt hieß: „Mitfühlen!“ Und in dieser Sequenz musste man sagen, warum man den anderen verstand, dass er sich fühlte, wie er sich fühlte. Und dem nicht genug, man musste auch noch die Verantwortung auf sich nehmen, warum der andere sich fühlte, wie er sich fühlte. Sprich man musste sagen: „Ich verstehe, dass du dich so fühlst, weil ICH dies und das „Schlimmes“ tue, was dich dann so fühlen lässt…!
Tja und mein lieber Josef beteuerte an dieser Stelle des Dialoges regelmäßig, dass das nicht sein Problem sei, wie ich mich fühle! Damit habe er sicher nichts zu tun! Und jedes Mal, wenn er das wieder sagte, bekam er ein neues Problem: und zwar mit mir.
Denn wie sich mit der Zeit herausstellte, und mir natürlich null bewusst war, hatte ich mir selbst irgendwann den Sheriff-Stern der „Imago-Regeln-müssen-eingehalten-werden-Fraktion“ verliehen. Was regelmäßig dazu führte, dass auch ich die ganzen Dialogregeln während des Dialogs verließ, und alla Sheriff meinen lieben Josef auf alle seine sämtlichen Regelverletzungen hinwies. Und ihm natürlich auch näherbrachte, dass sein Beispiel gerade sicher nichts mit dem Thema „Mitfühlen“ zu tun gehabt hätte!
Was dann eines Tages darin endete, dass mein lieber Josef sich schon im vornhinein weigerte, jemals wieder einen solchigen Dialog mit mir zu machen! „Dieses Imago grenze im höchsten Maße schon an eine Vergewaltigung seiner Person. Dieses ewig sinnlose Wiederholen-Müssen von Dingen, die ja nicht einmal stimmten, und die ich blind vor Wut nur erfunden hätte, nein das mache er sicher nicht mehr mit!“
Und dann erst begriff ich: wir hatten den Machtkampf weder umschifft noch wertschätzend umgangen, wir hatten beide die Dialoge nur dazu verwendet, um uns gegenseitig endlich beweisen zu können, dass „der andere“ der Depp ist und war!
DIE MORAL VON DER GESCHICHT: tu den Bauern nie überfordern nicht! Jetzt war er eh schon mitgegangen, dann hätte ich zumindest Dankbarkeit walten lassen müssen! Wenigstens lässt er sich jetzt sporadisch auf die Wertschätzungen und das Spiegeln mit mir ein. Danke dem lieben Josef! Das bedeutet mir sehr viel!
SO HAT ER ES ERLEBT:
Schon sehr bald nachdem ich die liebe Hilde kennengelernt hatte, trat sie mit ihrem Herzenswunsch an mich heran: ein gemeinsamer Imago- Workshop. Für sie als Fan dieser Art der Therapie wäre es immer schon ein Traum in einer Partnerschaft zu Beginn eine derartige Ausbildung zu besuchen, nicht erst dann wenn Probleme auftauchten.
Das klang für mich natürlich sehr logisch, neugierig und bereit für vieles Neues war ich natürlich sofort dabei, sagte spontan zu und meldete uns für den nächst möglichen Termin eines Imago Workshops an. Die Freude meiner lieben Hilde war riesengroß, hatten wir damit doch so etwas wie einen „Garantieschein für eine funktionierende Beziehung“, da mit den dort erlernten Werkzeugen nichts mehr passieren konnte.
Kurze Zeit später waren wir dann auch schon in Reichenau auf der Rax, um den dreitägigen Workshop zu absolvieren. Wir waren natürlich die Einzigen die diese Ausbildung an den Anfang ihrer Beziehung stellen wollten, und so eher von vielen „krisengeschüttelten“ Pärchen umgeben. Dort ging es dann relativ rasch zur Sache, und es starteten die ersten „Dialoge“.
„Ich höre Du sagst..“ war dann immer als Beginn einer Spiegelung der Aussagen des Partners zu stellen, so als ob ich sonst nicht gehört hätte, was meine liebe Hilde sagte. Dann kam auch noch das „ich verstehe, dass Du so und so fühlst..“, mit Erklärungen die oft in der Kindheit wurzelten, und die mich als uneinfühlsames Wesen darstellten, so als ob ich mit der schlimmen Vergangenheit meiner Liebsten in Verbindung stehen würde.
Von Sekunde eins war mir klar, das ist nicht meines, vor allem deshalb, da ich mit Hilde eine sehr erfahrene Imago-Anwenderin an meiner Seite hatte, die dann im Dialog permanent erklären wollte, wie es zu gehen hat. Außerdem wurde mir auch dauernd versucht einzureden, woher ich welche Traumen in mir trage, und wie ich diese loswerden könne. Begleitete Dialoge waren dann doch durchaus spannend, da durch die dritte Person eben diese über die Regeln wachte und nicht mein liebster Schatz diese vorgab.
So überstanden wir das Workshop Wochenende einigermaßen unbeschadet und ich fuhr mit doch ziemlich gemischten Gefühlen nach Hause, weil meine HIlde das Vorhaben pflegte, weiterhin zu dialogisieren und auftauchende Probleme über Dialoge abzuhandeln.
Ja nur leider war dann bei den Dialogen zuhause nie ein „Aufseher“ dabei und wurde mir immer klar gemacht, was ich alles falsch machte, und wie sehr ich mich weigerte, auf meine liebe Hilde einzugehen. Für mich wurde das immer unerträglicher vor allem auch deshalb, weil beim Dialog dann immer riesige Mengen an Müll transportiert wurden und für mich das ja schon einer Vergewaltigung gleich kam. Da kamen unendlich viele Vorwürfe und ich sollte dafür auch noch Verständnis zeigen.
Als dann noch die Bitte kam, ich möge doch weiter mit meiner liebsten Hilde den Dialograum, ein von uns für ein halbes Jahr gebuchtes regelmäßiges Treffen zum Dialogisieren, verlängern und noch ein halbes Jahr anhängen, kam mein endgültiges Aus. Für mich kam es schon einem Kauf der Beziehung gleich, und dafür hatte ich echt kein Verständnis mehr. Denn diese Art der Kommunikation zu erlernen kostet nebenbei noch echt viel Geld.
Siehe da, das Gefühl mich zu vergewaltigen war dann meiner lieben Hilde doch zu viel, und so einigten wir uns darauf in Zukunft einfach respektvoll miteinander umzugehen, und wenn es Probleme geben sollte, diese in einem normalen Gespräch ohne spiegeln und sonstigen formalen Einengungen, zu erörtern. Einzig die gegenseitigen Wertschätzungen übernahmen wir.
DIE MORAL VON DER GESCHICHT: nicht jeder Höhenflug meiner liebsten Künstlerin ist für mich zum Mitmachen und Nachahmen geeignet. Danke meiner lieben Künstlerin, dass sie das mittlerweile respektiert und so in ihren Vorstellungen genügsamer wurde!